Aufgrund der angestrebten Mietkostenerhöhung um fast 300% durch den Landkreis, haben sich die betroffenen Vereine dazu entschlossen ein gemeinsames Statement abzugeben:
Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Mitglieder/innen des Kreisausschusses,
mit blankem Entsetzen haben wir vor rund einer Woche erfahren, dass der Landkreis ab dem 01.01.2025 aus der Betriebskostenbeteiligung von rund 13,70 Euro je Hallendrittel eine Miete in Höhe von 40 Euro verlangen wird.
Ist Ihnen bewusst, dass dies ein schwerer Schlag gegen das ehrenamtliche Engagement ist?
Ist Ihnen bewusst, dass hier rund 15.000 Vereinsmitglieder des Landkreises betroffen sind, denn so viele Mitglieder gehen bei den betroffenen Vereinen ihrem Hobby nach.
Drei Punkte lassen unsere ehrenamtlichen Mithelfer fassungslos vor dem Brief stehen:
- Die zeitliche Schiene
Nur rund 5 Wochen vor dem Inkrafttreten des neuen Vertrages und dazu noch in der Vorweihnachtszeit, in der eigentlich andere Dinge des sozialen Lebens eine Rolle spielen sollen, kommt diese völlig überraschende Mail mit dem neuen Vertrag.
Weder die Vereine noch die Kommunen als Zuschussgeber können so schnell auf eine derartige Veränderung reagieren. Solche Entscheidungen sind durch Mitgliederversammlungen zu entscheiden. - Die Kommunikation
Kein einziges Mal wurde mit uns Vereinen über die Erhöhung im Vorfeld gesprochen. Und ich kann ihnen sagen - Ja: das hätten wir von unseren Partnern erwartet, für die wir unser ehrenamtliches Engagement betreiben!
Unser bürgerliches Engagement erfüllen wir im Auftrag des Landes Bayerns und damit auch des Landkreises und der Kommunen. Und ja wir sehen uns als Ihren Partner an und so springt man nicht mit Partnern um.
Zudem trägt die lapidare Erklärung der Mail nicht mal eine Unterschrift oder einen Ansprechpartner und wurde lediglich mit den Buchstaben „Gebäudemanagement“ versehen.
Dass die Entscheidung im nicht-öffentlichen Teil einer Sitzung getroffen wurde, ist uns unverständlich und lässt die Entscheidung noch perfider wirken. Sie ist schlicht in Höhe und Grundlage nicht nachzuvollziehen. - Die Höhe des künftigen Mietbetrages
Eine Erhöhung der Beteiligung der Vereine um 292% ist ein starkes Stück. Wer soll das von uns Vereinen bezahlen können? Das würde bedeuten, dass wir unsere Mitgliedsbeiträge, je nach kommunaler Unterstützung um bis zu 80% erhöhen müssten. Alternativ müssten unsere Übungsleiter auf ihre Übungsleiterpauschale verzichten, die bei vielen Trainern und Übungsleitern nicht mal 5 €/Stunde ausmacht, in der sie sich ehrenamtlich um unsere Kinder und Jugendlichen kümmern und hier ein hohes Engagement für den Landkreis und dessen Einwohner zeigen. Auch das kann doch kein Weg sein!
Aktuell können wir Vereine die Verträge nicht unterzeichnen und das bedeutet, dass ab 01.01.2025 die Hallen leer stehen werden. Vor allem aber, dass vorrangig hunderte von Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsene vor der Türe stehen und nicht mehr ihrem Sport nachgehen können. Was das für das soziale Leben im Landkreis bedeutet, möchten wir nicht mal durchdenken.
Mehr Einnahmen wird der Landkreis damit auch nicht haben, sondern keine mehr. Und ja - wir würden gerne weiter unseren Aufgaben nachgehen. Aber zu dem Preis können wir das einfach nicht machen.
Oder ist es so, dass die betroffenen Bürgermeister, die mitgestimmt hatten, sich bereits insgeheim notiert haben, dass die Erhöhung durch Ihre Kommune abgefangen werden muss? Schließlich ist die Förderung des Breitensports in erster Linie ja Aufgabe der Kommune.
Aber die Förderung des Breitensports ist nicht nur Aufgabe der Kommune. Die Sportförderrichtlinie des Landes Bayerns – und dazu gehört auch der Landkreis Dachau – sieht klar vor, dass ausreichend Sportkapazitäten zur Verfügung zu stellen sind. Wir leiten davon auch ab, dass öffentlich finanzierte Schulen den Vereinen auch zur Verfügung gestellt werden müssen! Oder sollen sie ab 17 Uhr leer stehen? Das kann wohl nicht die Intention sein.
Was wir nicht verstehen: Die Sporthallen der Schulen sind bereits durchfinanziert! Die Investitionskosten beim Bau werden zu hohen Anteilen durch staatliche Zuschüsse getragen und die laufenden Kosten des Landkreises unter anderem durch die Kommunalabgabe finanziert. Anders als Schwimmbäder und Eislaufflächen sind die Sporthallen auch eine Pflichtaufgabe. Sie sind also aus Staatsmitteln zu erhalten. Aus gutem Grund.
Es ist daher nicht zu verstehen, dass den Vereinen eine echte Miete berechnet werden soll. Wir übernehmen unsere Aufgaben in Ihrem Auftrag! Eine Beteiligung an den reinen zusätzlich anfallenden Betriebskosten in verträglichem Maß akzeptieren wir und können wir auch finanzieren. Aber nicht 120 Euro die Stunde für eine Dreifachhalle. Das sind 600 Euro am Tag oder 3.000 Euro für die Trainingszeiten von Montag bis Freitag. Und am Wochenende, wenn ein Jugendspieltag ist kommen nochmal 600 Euro drauf.
Wenn Sie bei dieser Entscheidung bleiben, dann nehmen Sie das Geld von den schwächsten unserer Gesellschaft – den Kindern.
Schon heute gibt es Bürger, die ihren Vereinsmitgliedsbeitrag nicht selbst bezahlen können. Im Zuge des Teilhabepaktes übernimmt hier der Landkreis die Übernahme (übrigens nicht des vollen Preises) der Mitgliedsbeiträge. Ihnen muss doch auch hier bewusst sein, dass wir unsere Beiträge nicht ins Unermessliche steigern können. Zumindest nicht wenn wir unserem Auftrag – Sport für alle und nicht nur für die Reichen – weiter nachkommen sollen.
Wir haben uns in der Umgebung umgehört.
Unsere Nachbarvereine zahlen nachfolgende Gebühren an die Landkreise für eine Dreifachhalle (aktuell bei uns je Stunde: 41 € und künftig 120 €):
- 13 € in München
- 21 € in FFB – wobei die Kommune hier 100% der Mieten für die Kids/Jugendlichen und 50% der Erwachsenen übernimmt.
- 0 € in Ober- Unterschleißheim (Zweckverband)
Was ist in Dachau so anders, dass solche Mieten erhoben werden müssen?
Wir bitten Sie eindringlich:
- Setzen Sie die Erhöhung im ersten Schritt aus, bis Lösungen gefunden sind.
- Treten Sie mit uns und den kommunalen Entscheidungsträgern in die Kommunikation ein. Wenn jeder etwas gibt, könnten sich Lösungen finden.
Nur gemeinsam werden wir Wege finden können, bei denen unsere Kinder weiter ihren so wichtigen Hobbys und sozialen Kontakten nachkommen können. Sonst wird es düster im Landkreis Dachau. - Bleiben Sie der verlässliche und notwendige Partner unserer Vereine und nicht derjenige der den Vereinssport ausschließt oder mit Füßen tritt.
Mit freundlichen Grüßen
Die Vorstände und Präsidenten der nachfolgenden Vereine
Soli Dachau Renate Märkl-Balk
TSV 1865 Dachau Wolfgang Moll
TSV Indersdorf Bernhard Wetzstein
TSV Eintracht Karlsfeld Stephan Priewe
ASV Dachau Andreas Wilhelm